Ausbildung ohne Hauterkrankung
Nach Abschluss der Schule möchten Jugendliche einen Beruf erlernen, der ihren Neigungen und Interessen entspricht. Haben sie sich dann für eine Berufsrichtung entschieden und bekommen auch den gewünschten Ausbildungsplatz, ist die Freude groß. Stellen sich aber im Verlauf der Ausbildung plötzlichgesundheitliche Probleme ein, die eine Fortsetzung der Ausbildung oder gar den Beruf in Frage stellen, wird die anfängliche Freude stark getrübt.
In diesem Zusammenhang muss besonders auf Hauterkrankungen aufmerksam gemacht werden. Davon betroffen sind häufig Jugendliche, die während ihrer Ausbildungszeit und im späteren Beruf Tätigkeiten im feuchten Milieu verrichten, z.B. Umgang mit Flüssigkeiten, Tragen von flüssigkeitsdichten Handschuhen oder das häufige bzw. intensive Reinigen der Hände. Diese Tätigkeiten findet man vor allem in Pflegeberufen (Krankenschwestern, Krankenpfleger, Altenpfleger) ganz besonders aber auch bei Friseusen, Kosmetikerinnen, Köche/Küchenhilfen, Bäckern, Reinigungspersonal sowie in Berufsgruppen mit einem hohen mechanischen Arbeitsanteil (Maurer, Metallarbeiter).
Die Auswertung der im Jahr 2001 beider Unfallkasse Sachsen-Anhalt eingereichten Berufskrankheiten-Verdachtsanzeigen bestätigte, dass vor allem diese Berufsgruppen besonders gefährdet sind. Allein über 22 % der Anzeigen betrafen Hauterkrankungen. Davon wiederum kamen fast 10 % der Anzeigen von Jugendlichen in der Ausbildung. Der Vergleich mit früheren Jahren zeigt eine stete Zunahme der Anzeigen von Auszubildenden. Was sind die Ursachen derartiger Hauterscheinungen und was müssen Jugendliche beachten, damit sie nicht bereits nach einem kurzen Ausbildungszeitraum zu den Betroffenen zählen?
Ursachen
Die Ursachen von Hauterkrankungen sind vielschichtig und müssen zunächst genau ermittelt werden. Nach Eingangeiner Verdachtsanzeige bei der Unfallkasse (durch den Arzt oder Unternehmer) führt u.a. die Abteilung Prävention eine Tätigkeits- und Arbeitsplatzüberprüfung durch. Dabei wird ermittelt, welche äußeren Einflüsse ggf. die Hauterscheinungen hervorgerufen haben könnten. Ursachen sind z.B. ungeschützter Kontakt zu Desinfektions- und Reinigungsmitteln, Tragen von gepuderten Latexhandschuhen oder längere Tätigkeiten mit rauen Materialien (Steine) in Verbindung mit der Einwirkung von Zement oder Kalk bzw. Kontakt zu Kühlschmierstoffen. Auch Überempfindlichkeiten gegenüber Lebensmitteln (bestimmten Eiweißen)können bestehen. Häufigste Ursache ist allerdings die Tätigkeit im feuchten Milieu.
Zur Vorbeugung von Hauterkrankungen haben die Unfallversicherungsträger Vorschriften und Regelungen erlassen, die eine Reihe von wirkungsvollen Schutzmaßnahmen beinhalten. Dazugehört u.a. das Tragen geeigneter Schutzhandschuhe beim Umgang mit Chemikalien (einschließlich Desinfektionsmitteln) bzw. bei Tätigkeiten im feuchten Milieu. Die Verwendung von Hautschutz- und Hautpflegemitteln ist zwingend erforderlich und vorgeschrieben. Auch andere Maßnahmen bringen Erfolge. So setzte bspw. die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege gegenüber der Industrie durch, dass Blondiermittel für Haare nur noch als Pasten, Cremes oder Granulate, also in nicht staubender Form, hergestellt werden. Damit konnte die Rate von Haut- und Atemwegserkrankungen bei Frisören gegenüber den 90er Jahren deutlich gesenkt werden.
Ermittlungen bestätigen aber auch, dass selbst bei strikter Anwendung derartiger Maßnahmen viele Betroffene weiterhin unter den krankhaften Hauterscheinungen leiden. Ursache dafür ist dann eine bestehende Überempfindlichkeit gegenüber bestimmten Stoffen (Atopie). Die Betroffenenhaben erbliche Überempfindlichkeiten mit Neigung zu erhöhter Bildung von Immunglobulinen der Klasse E gegen Substanzen der natürlichen Umwelt (z. B. Gräser- und Baumpollen, Hausstäube, Tierepithelien, Nahrungsmittel). Als klinische Manifestation wird ein endogenes bzw. atopisches Ekzem, allergisches Asthma bronchiale, Rhinitis und Conjunctivitis allergica Utikaria festgestellt. Diese Jugendlichen müssen sich bei der Wahl der eingangserwähnten Berufe darüber im Klarensein, dass eine schon geringe Vernachlässigung der Hautschutzmaßnahmen zu Problemen führen kann.
Vielen Jugendlichen ist oft nicht bekannt, dass sie zu den Atopikern gehören. Vor einer anstehenden Berufswahl, bei der bspw. Tätigkeiten im feuchten Milieu zu erwarten sind, sollten Jugendliche daher unbedingt einen Prick-Test durchführen lassen. Dabei können atopische Neigungen festgestellt werden. Ist dies der Fall, sollte man überlegen eine Berufsrichtung einzuschlagen, bei der die festgestellte Überempfindlichkeit nicht zu gesundheitlichen Problemen führen kann.
Diese Empfehlung soll nicht dazu dienen, Jugendlichen den Einstieg in den Wunsch-Beruf zu verwehren. Wir möchten vielmehr darauf hinweisen, dass auftretende Hautprobleme und damit verbundene Unannehmlichkeiten in bestimmten Berufen nicht auszuschließen sind. Im schlimmsten Fall kann es dazuführen, die Ausbildung nach einiger Zeit abbrechen zu müssen. Deshalb ist vor einer Berufswahl die ausführliche Beratung der Jugendlichen hinsichtlich vorhandener oder zu erwartender Risiken unbedingt notwendig.
(aus "Sicherheitsforum" 4-2002)