Frische Luft im Büro

Die Belastungen und Beschwerden an Arbeitsplätzen in Verwaltungsbereichen nehmen in den letzten Jahren stetig zu. Als eine von möglichen Ursachen untersuchte man in den letzten Jahren das sogenannte "Sick-Building-Syndrom" (SBS), dass durch "kranke Gebäude" verursacht wird. Vor allem die Auswirkungen durch das Betreiben von Klimaanlagen versuchte man in diesem Zusammenhang näher zu bestimmen.

Das SBS bezeichnet eine Reihe von Beschwerden wie chronische Schleimhautreizungen (Augen, Nase, Rachen), Hautjucken, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Erschöpfung usw., welche über den Arbeitstag zunehmen und nach Feierabend bei Verlassen des Gebäudes wieder verschwinden. Frauen sind dabei stärker betroffen als Männer. Viele Beschäftigte vermuten, dass im Raum vorhandenen Gefahrstoffe der Auslöser solcher Beschwerden sind. Dabei können die Ursachen sehr verschiedener Natur sein. Studien zeigen, dass die Arbeitsinhalte, die Arbeitsbedingungen und das soziale Umfeld am Arbeitsplatz das allgemeine Wohlbefinden sehr stark prägen. In diesem Artikel wollen wir hauptsächlich auf chemische, physikalische und biologische Belastungen eingehen.

Chemische Belastungen

Formaldehyd

Formaldehyd ist in Spanplatten, Teppichklebern, Textilien, Möbeln enthalten. Die Geruchsschwelle liegt bei Konzentrationen zwischen 0,05 und 0,125 ppm (ml/m³). Die Reizung der Augen kann bei empfindlichen Personen bereits ab 0,01 ppm und der Nasenschleimhäute ab 0,03 ppm auftreten; Reizungen der Kehle, Kopfschmerz, Schwindel, Reizbarkeit und Schlafstörungen ab 0,05 ppm.

Der Richtwert für Innenräume vom Bundesgesundheitsamt liegt bei 0,1 ppm, der Wert für die maximale Arbeitsplatzkonzentration beim Umgang mit Formaldehyd bei 0,5 ppm. Eine Raumluftmessung kann hier Klarheit über die tatsächliche Konzentration am Arbeitsplatz bringen. Eine Raumluftmessung in Raucherzimmer ist allerdings unnötig, da im Zigarettenrauch Formaldehyd und andere Stoffe enthalten sind.

Flüchtige organische Verbindungen

Diese befinden sich in Baumaterialien, Möbeln, Farben, Lacken, Klebern , insbesondere Teppichböden, Haushaltsprodukten, Reinigungsmitteln, Schreibmaterialien. Bei den Einzelsubstanzen liegen häufig Konzentrationen vor, die deutlich unter denen liegen, die nach toxikologischer Beurteilung zu bleibenden Gesundheitsschäden führen können. Das Bundesgesundheitsamt hat verschiedene Richt- und Empfehlungswerte herausgegeben.

Erhöhte Werte findet man häufig nach Renovierungsarbeiten. Durch einen häufigeren Wechsel von Heizen und Lüften über einige Wochen "verflüchtigen" sich diese organischen Verbindungen nach kurzer Zeit. Bei der Beschaffung von Materialien sollte darauf geachtet werden, lösemittelarme Farben und Lacke zu verwenden.

Ozon

Ozon ist ein oxidatives Reizgas, das schon in niedrigen Konzentrationen auf Augen, Nase, Rachenraum und Lunge einwirkt. Die Wirkungsschwelle für die Reizeffekte von Ozon liegt bei 0,2 mg/m³, dem derzeitigen Grenzwert (Maximale Arbeitsplatzkonzentration). Für die Außenluft ist ein Wert von 0,18 mg/m³ festgelegt. Die Geruchsschwelle liegt bei 0,01 bis 0,04 mg/m³, was ein wirksames Warnsignal ist. Beim Betrieb von Kopierern oder Laserdruckern, die mit Ozonfiltern ausgerüstet sind und deren Filter regelmäßig gewartet werden, sind Konzentrationen in Höhe des Grenzwertes nicht zu erwarten. Beim Betrieb dieser Geräte wird Ozon nur während des Druckvorgangs gebildet. Wegen der sehr geringen Geruchsschwelle und des sehr intensiven Geruchs von Ozon sollten Drucker so aufgestellt werden, dass die Gebläseluft nicht unmittelbar an den Arbeitsplatz eines Mitarbeiters geblasen wird. Empfehlenswert ist das Aufstellen von Kopierern in separaten Räumen oder in Bereichen, mit regelmäßigen Belüftungsmöglichkeiten. In Innenräumen wird Ozon sehr schnell abgebaut.

Bei hohen Temperaturen im Freien können die Ozonwerte sehr stark ansteigen. Personen, die unter diesen Bedingungen in Außenbereichen körperlich schwer arbeiten, sollten diese Tätigkeiten nicht um die Mittagszeit sondern in den frühen Morgenstunden durchführen.

Holzschutzmittel

Lindan oder Pyrethroide werden als Schädlingsbekämpfungsmittel eingesetzt. Bis 1978 wurde PCP aufgrund seines breiten Wirkungspektrums zur Bekämpfung von Bakterien, Pilzen, Hausschwamm, Algen, Schnecken und Insekten eingesetzt. Diese Dinge waren bei Untersuchungen der Unfallkasse bisher kaum relevant.

Kohlendioxid

Kohlendioxid (CO2) gilt in der Innenraumluft als Indikator für unzureichende Lüftung. Der Mensch ist durch seine Atmung die Hauptemissionsquelle für Kohlendioxid. Da die CO2 -Abgabe des Menschen etwa proportional der Emission von Geruchsstoffen ist, bildet die CO2 -Konzentration einen brauchbaren Indikator für die Raumluftqualität. Dies wurde erstmals von Max von Pettenkofer vor über 100 Jahren festgestellt. Er schlug einen Richtwert von 0,1% CO2 (1000 ppm bzw. 1800 mg/m³) vor, der nicht überschritten werden sollte - der "Pettenkofersche Behaglichkeitswert". Eine Konzentration ab diesem Wert geht mit einem erhöhten Anteil an Beschwerden über schlechte Luftqualität einher. Besonders über Kopfschmerzen und Müdigkeit wird geklagt. Der MAK-Wert (Maximale Arbeitsplatzkonzentration) liegt bei 5000 ppm oder 0,5 Vol%. Eine Studie in den USA hat ergeben, dass 53 % der Ursachen für das SBS an unzureichender Lüftung liegen und nur 15 % an Innenraumluftverunreinigungen durch Kopiermaschinen, Pestizide, Reinigungsmittel, Tabakrauch. Die regelmäßige Lüftung von Innenräumen ist wichtig, damit vorhandene Schadstoffe abgeführt und der benötigte Sauerstoff zugeführt werden kann.

Physikalische Faktoren

Temperatur

Temperaturen im Bürobereich sollen bei 20 bis 22 °C liegen. Bei einer Erhöhung der Temperatur um 2°C verdoppeln sich die Beschwerden. Die Luft wird trockener, stickiger, staubiger und verbrauchter.

Relative Luftfeuchtigkeit

Die relative Luftfeuchtigkeit sollte 40% nicht unterschreiten und 70% nicht überschreiten. Vor allem im Winter findet man in geheizten Räumen sehr trockene Luft vor, die besonders die Schleimhäute reizt. Hier sollte nach Möglichkeiten gesucht werden, die Luftfeuchtigkeit zu erhöhen, z. B. durch Blumen, Luftbefeuchter usw. Aber Vorsicht, Luftbefeuchter können auch eine Quelle für Mikrobiologie sein!

Lüftung

Wie bereits erwähnt, ist eine unzureichende Lüftung die wichtigste Ursache für Beschwerden. Bei Klimaanlagen ist darauf zu achten, dass kalte Luftwirbel nicht auf Personen gerichtet sind und die Luftgeschwindigkeit 0,1 bis 0,15 m/s nicht überschritten wird.

Künstliches Licht

Die Beleuchtung soll sich nach der Art der Sehaufgabe richten. Im Büro muss die Nennbeleuchtungsstärke 500 lx betragen. Zu wenig Licht oder eine Blendung durch helles Licht oder Reflexionen auf dem Bildschirm führen zur Überbeanspruchung der Augen- und Gesichtsmuskulatur und zu Verspannungen.

Lärm und Vibration

Lärm kann aus benachbarten Produktionshallen hervordringen. Auch Verkehrslärm von der Straße, Geräuschpegel durch Drucker und Kopierer oder Telefonate in Räumen mit mehreren Personen werden als störender Lärm empfunden. Der Lärmpegel sollte 55 dB(A) bei geistigen Tätigkeiten, bei einfachen oder mechanisierten Tätigkeiten 70 dB(A) nicht überschreiten. Ist man höheren Lärmpegeln auf Dauer ausgesetzt, kann dies zu körperlichen Beschwerden führen.

Partikel und Fasern

Hier ist vor allem Staub gemeint, der sich überall, besonders in Archiven und Lagern gut absetzt. Eine regelmäßige Reinigung von Räumen und Oberflächen wirkt möglichen allergischen Reaktionen oder Reizungen entgegen.

Biologische Einwirkungen

Biologische Agenzien (Schimmelpilze, Bakterien, Amoeben, Viren, Milben u.a.) werden immer wieder als Ursache für gesundheitliche Beschwerden an Innenraumarbeitsplätzen genannt. Im Vordergrund stehen dabei Klagen über mikrobielle Belastungen der Raumluft, über die Klimaanlage oder Probleme im Zusammenhang mit früheren Feuchteschäden im Gebäude. Auf einen Aspekt sei in diesem Zusammenhang noch ganz besonders hingewiesen. In Räumen mit neuen Fenstern sollte nicht im Interesse niedriger Energiekosten das regelmäßige Lüften vernachlässigt werden. Denn gerade neue Fenster lassen im geschlossenen Zustand nur einen sehr geringen Luftaustausch zu. So kann es vor allem dann zu einer erhöhten Feuchtigkeits- oder Schimmelpilzbildung in diesen Räumen kommen.

Zusammenfassung

Um festzustellen, welche Ursachen die Beschwerden der Beschäftigten haben, muss eine ausgiebige Analyse über Arbeitsabläufe, Rauchverhalten, Art und Häufigkeit der Beschwerden, Raumnutzung, Lüftungsverhalten, Raumausstattung, Gebäudeausrüstung vorgenommen werden. Haben mehr als ca.10 % der Mitarbeiter Beschwerden, liegt eine Häufung von Erkrankungen im Vergleich zur allgemeinen Bevölkerung vor. Dennoch geht die Unfallkasse allen Anträgen der Mitglieder auf Untersuchung des Arbeitsplatzes nach.

Abschließend ist festzustellen, dass bei den meisten Untersuchungen in den Mitgliedsbetrieben der Unfallkasse keine Gefahrstoffe gefunden wurden, nur in sehr geringem Umfang Formaldehyd. Hierbei handelte es sich aber um Räumlichkeiten mit Verkleidungen aus Spanplatten.

(aus "Sicherheitsforum" 1-2000)